Montag, 14. Juni 2010

Kühn'sche Märchenstunde. Heute: Fondskauf über die Börse

Es war einmal ein Ehepaar, das kaufte bei seiner Hausbank einen Fonds. Sie erhielten eine Auftragsbestätigung, in der war vermerkt „Die Order wurde außerbörslich erteilt“. Das fanden sie zunächst ganz okay, aber auf der Abrechnung sahen sie, dass diese Order sie 5.500 Euro gekostet hatte. Genau soviel betrug nämlich der Ausgabeaufschlag bei einer Anlagesumme von 100.000 Euro. Ihren Nachbarn war es ähnlich ergangen, auch sie zahlten 5,5% für ihre 10.000 Euro, das waren 550 Euro.

Da erschien plötzlich eine gute Fee und sagte: Ihr könnt viele Fonds inzwischen auch wie eine Aktie über die Börse kaufen. Dazu leitet Eure Bank die Order an die Börse weiter. Das kostet deutlich weniger. Die Spesen liegen bei Direktbanken bei 40-70 Euro maximal. Bei 10.000 Euro sind das ungefähr 500 gesparte Euros. Bei 100.000 Euro Anlagesumme ca. 5.450 Euro. Dafür lohnt es, zu lernen, wie man einen Fonds über die Börse kauft oder?

Die Ausgabeaufschlagszahler erwiderten der Fee, dass es doch so viele neue Regelungen zu Gunsten der Anleger gäbe, warum würden die denn nicht bei ihnen greifen? Die Fee erklärte es ihnen: „Ja, das stimmt, die Banken sind nach der MIFID-Verordnung inzwischen verpflichtet, die Order nach den Aspekten Preis, Kosten, Schnelligkeit, Wahrscheinlichkeit der Ausführung etc. für den Kunden möglichst optimal zu gestalten. Die Banker nennen das wichtig „best execution“ - aber, meine Lieben, das gilt nicht für Euch Fondskäufer.“
Und weiter erzählte die Fee: „ Auf der Seite einer Bank fand ich eine Ausführung, was für diese Bank die „Best Execution“ Regelung bedeutet. Das ist ja sehr lobenswert. Es wurde erläutert, wie beim Aktienkauf die Bedingungen der Mifid erfüllt wurden. Soweit so gut. Dann folgte der entscheidende Satz „Hinweis: Wählen Sie für Fonds den Börsenplatz „außerbörslich“. Bitte beachten Sie, dass bei einer Order über die Börse eine andere Gebührenordnung zugrunde gelegt wird.“
Da durfte die böse Fee sprechen und die hat den Bankberatern gesagt:
„Lieber Angestellter unserer Bank, nimm Deinen Kunden den vollen Ausgabeaufschlag ab. Du musst ihm nicht sagen, dass es auch günstiger ginge. Ist okay für uns. Unsere Gebührenordnung für Käufe über die Börse bringt uns nur ca. ein Fünftel des Ausgabeaufschlages. Die meisten wissen es doch gar nicht, dass es auch günstiger geht. Und wir müssen auch irgendwie unsere schmucken Gebäude bezahlen. Und Du willst doch auch weiterhin gerne einen Bonus. Montag ist die nächste Teambesprechung, wäre ja ärgerlich, wenn Du den wenigsten Umsatz gebracht hättest.“

Das Ehepaar und die Nachbarn wurden sehr nachdenklich. Keiner hatte das Gefühl, dass er eine Beratungsleistung als Gegenleistung für die Kosten erhalten hatte. Da ärgerten sie sich sehr und lernten, selbst Fonds einzukaufen. Sie lernten, das Geldanlage eine sehr persönliche Sache ist. Sie merkten, dass das gar kein Hexenwerk ist. Plötzlich machte Geld ihnen Spaß. Und dann sparten Sie 500 oder 5.000 Euro mal eben so ein und wurden nie mehr in ihrer Bankfiliale gesehen. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann kaufen sie noch heute ihre Fonds selbst ein.