Dienstag, 6. Juli 2010

Aus dem Leben eines Kühns – heute: Staatsfonds, Provisionen und Bundespräsidenten

Die letzten Wochen waren turbulent. Die Börsen wissen nicht, wohin sie gehen sollen. Erst stehen alle Indikatoren auf Sommerrally, aber die Börsianer machen einfach nicht mit. Auch die Mandanten erzählen mir über alle Branchen, wie hervorragend die Geschäfte laufen.

Was läuft also hier falsch? Was wir merken, ist eine sehr große Verunsicherung der Menschen. Dabei geht es vor allem um die Frage, wie es mit Euro, Staatsverschuldung und Co. weitergeht. Unser Seminar zum Thema Inflation war viermal binnen eines Monats voll. Mitte März, als wir es zum ersten Mal angesetzt hatten, hat es kaum jemanden interessiert. Offenbar passiert hier etwas in den Köpfen der Menschen.

Auch wir machen uns Gedanken um die Staatsschulden. Norwegen besitzt ja beispielsweise den zweitgrößten Staatsfonds der Welt. Deutschland besitzt keinen. Ich finde Staatsfonds gut. Bedeuten sie doch, dass ein Land klug wirtschaftet, Pensionen und Renten kommender Jahre nicht von der jungen Generation alleine getragen werden müssen und für Notzeiten Rücklagen da sind.

Warum besitzen wir also keinen? Vielleicht weil - laut einem Artikel in der Financial Times Deutschland - scheidende Bundespräsidenten lebenslang ! 199.000 Euro pro Jahr an Sold bekommen, zusätzlich einen Mitarbeiter, Büro etc..? Unglaublich oder? Meinen Kindern werde ich raten, Bundespräsident zu werden. Da gibt es auch teure Sommerfeste mit leckeren BP-finanzierten Häppchen und die Kinder lieben Buffets.

Deutschland könnte auch einen Staatsfonds besitzen. Würden die Deutschen all die unsinnigen Verträge und Produkte nicht mehr abschließen, die ihnen so im Laufe ihres Lebens angedreht würden und die darin enthaltenen Provisionen in einen Staatsfonds als Zwangsabgabe pro Bürger fließen, wir hätten weniger Probleme. Nehmen wir an, jeder Mensch zahlt im Leben 4.000 Euro überflüssige Provisionen. Die sind schnell erreicht. Eine Lebensversicherung mit 100 Euro Monatsbeitrag über 30 Jahre bringt gut 1.500 Euro. Statistisch besitzt meines Wissens jeder Mensch 2 Lebensversicherungen. Ein Fondskauf über die Börse über die Börse statt über die Fondsgesellschaft spart bei 10.000 Euro rund 500 Euro Ausgabeaufschlag. Die meisten Menschen bekommen ihr Depot regelmäßig „gedreht“, d.h., sie bekommen erzählt, das Produkt X jetzt besser ist als Fonds Y. Die Reihe ließe sich beliebig fortsetzen, ich erlebe es jeden Tag.

Zurück zum Staatsfonds: Wenn also 80 Millionen Menschen 4.000 Euro abgeben müssten, wären das 320 Mrd. Euro. Bei 3% unterstellter Rendite stünden jährlich 9.6 Mrd. Euro zur Verfügung. Man könnte mit der Rendite des Staatsfonds beispielsweise die Rentenkassen entlasten. Davon hätte dann jeder rentenversicherungspflichtige Arbeitnehmer sofort etwas.

Vielleicht müssen wir uns alle auch klarer positionieren. Wie beim Nichtraucherschutz. Vielleicht würde es etwas nützen, wenn Sie alle mehr Eigenverantwortung für Ihr Geld übernehmen und Nein zur Provisionsgier sagen würden.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen Motivation mit den Füßen abzustimmen, per Wahlkreuz geht es leider ja nicht.

Sonnige Tage
Stefanie Kühn