Montag, 9. Mai 2011

Manches geht einfach nicht – die Bahn und ihr Umgang mit Reisenden

Am Samstag war ich mit zwei meiner Kinder in Frankfurt zum „Forum Finanzen für Frauen“ auf der Deutschen Anlegermesse. In Nürnberg stiegen fünf junge Mädchen zu, nach Sprache osteuropäischer Herkunft. Sie sahen aus, wie Mädels um die 20 eben aussehen, wenn sie einen Ausflug machen, fröhliches Geplaudere und Gelächter, ein bisserl aufgebrezelt.

Kurz nach der Abfahrt kam eine Schaffnerin und sagte „Die Zugestiegenen bitte die Fahrscheine“ und die Mädchen reichten ein Ticket. Ich glaube, ich habe aufgrund der herrischen Stimme schon hochgeblickt und beobachtete die Szene. Die Schaffnerin sah auf den Fahrschein und raunzte „Der Fahrschein gilt nicht, sie müssen nachzahlen“. Auch mein Sohn, der dem ganzen bis dahin den Rücken zugewandt saß und las, zuckte ob des Tones zusammen und drehte sich um. „Sie müssen auch leeeeeesen, was da steht!“ ging es weiter. Eines der Mädchen, später stellte sich heraus, es waren alles Schwestern, erklärte der Schaffnerin ein bisschen aufgeregt, aber auch verblüfft, dass sie am Schalter nach einem Gruppenticket gefragt hätten und das Bayernticket verkauft bekommen hätten. Dann hätten sie gefragt, wo denn der Zug nach München fahren würde und es hieß „Gleis Neun“. Das war der ICE. Man hätte jetzt wissen müssen, dass ICEs beim Bayernticket nicht zu den erlaubten Zügen zählten. Wussten die Mädchen aber nicht. Kann ich verstehen – ich habe ja schon in meiner Sprache Probleme, die Tarifwelt zu verstehen. „Egal, Sie müssen das eben leeeeesen und jetzt müssen Sie nachzahlen – zwei Tickets“.

Gut, sowas kommt vor, dass man nicht den richtigen Fahrschein hat. Ich selbst saß schon mal in einem zuschlagspflichtigen Zug und hatte nicht kapiert, dass ich ein Zusatzticket gebraucht hätte. Ich bin auch schon mal hochschwanger ob meines Fahrrades zu einer Nachzahlung verdonnert worden. Habe ich jedesmal wirklich nicht gewusst. Soll vorkommen, bei all den Tarifen, die es gibt. Eine Freundin erzählte gestern, sie ist sogar mal bis Venedig mit Zügen gekommen, die sie gar nicht gebucht hatte, weil sie den eigentlichen Zug verpasst hatten und die Schaffner alle nett waren.

Diese war nicht nett. Meine Kinder und ich sahen uns die Diskussion einige Minuten verständnislos an. Dann wurde es Zeit, sich einzumischen. Ich fragte die Dame, ob sie nicht wenigstens freundlich mit den Mädchen sprechen könnte, man sehe doch, dass sie es einfach nicht gewusst hätten. Und ob sie vielleicht mal sagen könnte, was denn zu zahlen sei. Da wurde ich dann angeraunzt, was ich mich denn einmischte. Sagte ich, dass ich mich schäme, wenn meine Landleute so mit Ausländern redeten und man so überhaupt nicht mit Kunden spricht und die Erläuterungen der jungen Mädchen ja auch schlüssig seien. Die Schaffnerin erklärte darauf „drei mal 55 Euro“. Die Mädchen sagten zu Recht, dass sie doch zuerst „zwei Tickets“ gesagt hätte. Da sagte die Schaffnerin „Nein, jetzt sind es fünf, das andere wäre Kulanz gewesen, das wäre jetzt vorbei“. Inzwischen kam ein Kollege hinzu – nur marginal freundlicher, immerhin sagte er, sie könnten sich später beim Kundenservice beschweren. Die Mädchen erklärten, dass sie das nicht einfach zahlen, schließlich wären sie am Schalter gewesen und sie hätten alles erfragt, sie könnten das doch nicht wissen und sie hätten auf diesen Ausflug so gespart.

Ist doch klar – wer hat mit 20 Jahren in einem fremden Land denn schon viel Geld? Und 55 Euro pro Person war vermutlich das Taschengeld für diesen besonderen Abend. Kurz, sie zahlten nicht. Die Polizei nahm die Damen in München in Empfang. Ich habe dem Polizisten meine Version der Geschichte aufgedrängt, mich als Zeuge benannt. Habe ihn gefragt, was es kosten würde, wenn ich alles begleiche, und man das ganze gleich löst. Das hätte aber zu dem Zeitpunkt schon 100 Euro pro Person gekostet und ging schon längst nicht mehr. Ich habe mich geärgert, hätte ich doch sofort einfach die zwei Tickets gezahlt.

Keine Frage – die Bahn ist hier vermutlich im Recht. Aber - die Mädchen haben keinem einen Platz weggenommen, der ICE war fast leer. Die Karte war von einem Schalter, sie haben also wirklich mit jemandem von der Bahn gesprochen. Kann man dann nicht mal fünfe gerade sein lassen?

Sommerliche Grüße
Stefanie Kühn

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